Archiv der Kategorie: Kindergeschichten

Nick und der Wal | Мій друг кит

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Nick und der Wal PDF

Nick lebte mit seinem Vater und sechs Katzen am Meer.

Jeden Tag ging Nicks Papa früh aus dem Haus, um mit seinem Fischerboot aufs Meer hinauszufahren.

Vor Sonnenuntergang war er nie zu Hause.

Eines Nachts hatte ein großer Sturm rund ums Haus gewütet.

Am nächsten Morgen ging Nick an den Strand, um nachzusehen, was dort angeschwemmt worden war.

Und während er am Ufer entlangwanderte, entdeckte er etwas in der Ferne.

Nick traute seinen Augen nicht, als er sich näherte.   WEITER LESEN

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Мій друг кит  PDF

Ноі разом з батьком і шістьма котами жили біля моря.

Щодня рано-вранці на своєму рибацькому судні тато Ноі виходив у море.

І повертався додому пізно ввечері.   WEITER LESEN

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Du hast angefangen! Nein, Du!

Es war einmal ein blauer Kerl, der lebte friedlich an der Westseite eines Berges, wo die Sonne untergeht.

Und auf der Osterseite, wo die Sonne aufgeht, da lebte ein roter Kerl.

Manchmal redeten die beiden Kerle miteinander durch ein Loch im Berg.

Aber gesehen haben sie sich nie.

Eines Abends rief der Blaue durch das Loch: »Siehst du, wie schön das ist? Die Sonne geht unter. Der Tag geht.«

»Der Tag geht?«, rief der Rote zurück. »Du willst wohl sagen, dass die Nacht kommt, du Schmarrer!«

»Sag nicht Schmarrer zu mir, du Holzkopf!«, fauchte der Blaue und war so sauer, dass er kaum schlafen konnte.

Der rote Kerl ärgerte sich auch so sehr, dass er genauso schlecht schlief.

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Die Kleine Wut

Am Anfang war es nur eine sinnlose kleine Wut.
Eine dumme Kleinigkeit, die nicht einmal sein musste, die aber trotzdem da war.
Anfangs blieb sie in einer Ecke sitzen;
Sie grübelte und ernährte sich von sich selbst.

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Über das Ziel hinaus

Er musste immer wieder zu ihr hinsehen. Sah sie an und dachte, komm, nimm endlich deine Augen von dem Buch und gib mir einen einzigen Blick. Tatsächlich hob sie in diesem Moment den Kopf, sah einen Augenblick lang aus dem Fenster, um sich dann sofort wieder in das Buch auf ihrem Schoß zu vertiefen.

Die Straßenbahn fuhr laut auf den Gleisen und die wenigen Fahrgäste saßen — bis auf ein älteres Pärchen —jeweils einzeln auf den Doppelsitzen. Niemand sprach ein Wort. Nur ein Automat rief rechtzeitig den Namen der nächsten Haltestelle auf.

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Jungen/Mädchen

 

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Maedchen-Jungen

Mädchen 

Ich heiße Ute und finde Autos toll. Bei uns in der Straße ist eine Werkstatt. Dort gehe ich nachmittags oft hin und gucke zu, wie kaputte Wagen repariert werden. Zuerst haben die Mechaniker über mich gelacht.

„Na, kleines Mädchen”, haben sie gesagt, „willst du nicht lieber mit Puppen spielen?”

Jetzt kennen sie mich und lachen nicht mehr. Im Gegenteil, sie erklären mir alles: wie der Motor arbeitet, was Kolbenfraß ist und warum die Bremse bremst.

Ich weiß schon ziemlich genau, wie ein Auto funktioniert, wie man einen Reifen wechselt und den Ölstand prüft. In der Werkstatt helfen, das macht mir Spaß. Am liebsten möchte ich später Automechaniker werden.

Meine Mutter schüttelt den Kopf, wenn sie das hört.

„Ein Mädchen und Automechaniker! So eine Schnapsidee!”

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Peter und Luna

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Peter und Luna A4 PDF

Peter bedeutete Stein, aber er hatte den Kopf ständig in den Wolken.

Luna bedeutete Mond, aber sie sah aus wie ein Stein.

Seit er in einem Buch gelesen hatte, dass der Mond ein großer Stein war, der am Himmel schwebt, war Peter wie verzaubert. Weiterlesen

Die Legende von der Christrose

Die Legende von der Christrose A4

Vor Zeiten, als Unfrieden im Land, auf den Straßen und im Wald herrschte, lebte hoch im Norden, im Gebirge, im dichten Wald eine Räuberfamilie.

Der Räubervater galt als friedlos, das heißt, er war eines Vergehens wegen aus der Gemeinschaft der Menschen ausgeschlossen worden – und seine ganze Familie mit ihm. Nun mussten sie alle in einer Höhle hausen, weit weg vom Licht, von Wärme, von der Gemeinschaft der Menschen.

Der Räubervater überfiel die Reisenden, die trotz aller Angst nicht vermeiden konnten, durch diesen Wald zu reisen, die Räubermutter dagegen unternahm gemeinsam mit ihren fünf Räuberkinder immer wieder Raubzüge auf Höfen, Bauernhäusern und Weilern.

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Lieber Weihnachtsengel, bitte sofort öffnen!

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Bitte, sofort öffnen A4

Beinahe wäre sie dem Weihnachtsengel gar nicht aufgefallen. Aber dann sah er sie doch.
Die rote Schrift, mit der jemand „Bitte sofort öffnen! Es ist total dringend!!!“ auf den Briefumschlag geschrieben hatte. Der Weihnachtsengel spitzte die Lippen. Was hatte das zu bedeuten?
Eilig öffnete er den Umschlag.
„Lieber Weihnachtsengel dies ist kein normaler Wunschzettel!“
Der Weihnachtsengel machte große Augen. Weiterlesen

Ein Zuhause für Charley

Ein Zuhause für Charley – PDF herunterladen

An jenem Abend schneite es und Charley wollte, dass ich ihn den Arm nehme.

Darum trug ich ihn den ganzen Heimweg.

Ich hatte ihn in meine alte, weiche, blaue Babydecke gewickelt. Er war neu bei uns und ich passte genau auf, wo ich hintrat, damit ich nicht im Schnee ausrutschte. Gleichzeitig dachte ich über den Namen nach, den ich für ihn ausgesucht hatte. Charley. Charley Andersen. Ich heiße Henry. Henry Andersen.

»Hier ist dein Zuhause«, erklärte ich Charley bei unserer Ankunft und zeigte ihm alle Zimmer, auch mein eigenes.

Ich zeigte ihm mein Bett und den Platz, an dem meine Mutter die Geschenke am Tag vor meinem Geburtstag versteckt. »Dies ist dein Zuhause, Charley.« Das wiederholte ich mehrmals, damit Charley wusste, dass er daheim war.

Meine Mama und mein Papa sagten klipp und klar, wer mit Charley Gassi gehen würde. (Dafür sei ich zuständig, sagten sie, und ich konnte es kaum erwarten, mit Charley tagein, tagaus Gassi zu gehen.) Sie sagten klipp und klar, wer ihn füttern würde. (Dafür sei ich zuständig, sagten sie, und ich konnte es kaum erwarten, Charley tagein, tagaus Gassi zu füttern.)

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Amy Hest

Lisas erster Weihnachtsbaum

Für die kleine Maus Lisa ist es das erste Weihnachtsfest. Bunte Farben erleuchten den Himmel, und sanfte Klänge erfüllen die Luft.

Durch das Fenster eines alten Hauses fällt helles, glitzerndes Licht in die Dunkelheit. „Was ist das, Mama?“, piepst Lisa erstaunt.

„Das ist ein Weihnachtsbaum“, antwortet die Mutter. „Die Menschen hängen bunte Kugeln, Sterne und Lichter hinein.“

„Wenn wir doch auch einen so schönen Weihnachtsbaum hätten!“, seufzt die kleine Maus.

„Warum gehst du nicht einfach in den Wald und suchst dir einen?“, schlägt Mama Maus vor. „Wenn du ihn schmückst, wird er bestimmt genauso schön wie dieser hier.“

Eine gute Idee! Lisa ruft ihre Geschwister, und dann laufen sie gemeinsam zum Wald.

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Der blaue Stuhl

Der blaue Stuhl – PDF

Eines Tages gingen Herr Klops und Herr Schwärzlich in der Wüste spazieren.
»Nicht viel los hier«, sagte Herr Schwärzlich.
»Irgendwie wüstenmäßig«, knurrte Herr Klops, der es immer sehr genau nahm.
»Ah! Da ist was!«, sagte Herr Schwärzlich und deutete auf einen blauen Fleck in der Ferne.
Sie kamen näher und sahen einen Stuhl.
»Ein Stuhl«, sagte Herr Schwärzlich.
»Ein blauer Stuhl«, sagte Herr Klops… und setzte sich sogleich unter den Stuhl.
»Ich mag Stühle«, sagte er, »man kann sich darunter verstecken.« Weiterlesen

Mamas Monster: Kindern Depressionen erklären

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Die Familienmitglieder

1Das ist Rike, eigentlich heißt sie Frederike, aber alle sagen nur Rike. Sie ist gerade 5 Jahre alt geworden und geht in den Kindergarten. Rike malt sehr gerne.2

Das ist Tommy, Rikes kleiner Bruder. Er ist noch ein Baby. Am liebsten sabbert er und wenn er gebadet wird, dann patscht er mit den Händen im Wasser rum, so dass es überall hin spritzt.

3Das ist Rikes und Tommys Mama Rosi. Sie arbeitet in einem Blumenladen, und zu Hause pflanzt sie Tomaten, Kartoffeln und Karotten im Garten an.4

Dann gibt es noch Papa Bernd. Er ist oft nicht da, weil er in seiner Firma arbeiten muss. Wenn er am Wochenende zu Hause ist, spielt er mit Rike verstecken und kitzelt Tommy am Bauch.

 Die Geschichte 

Es ist Sonntagmorgen. Rike liegt noch im Bett und wartet auf Mama. Die Mama weckt Rike immer, singt, gibt ihr einen Kuss und fragt, ob sie gut geschlafen hat. Rike mag nicht mehr warten. Sie steigt aus dem Bett und läuft in die Küche. Es gibt Frühstück. Doch wo ist Mama? „Sie liegt noch im Bett“, sagt Papa. Weiterlesen

Weihnachten

Am Weihnachtsmorgen schien die Sonne, und der Schnee glitzerte auf den Bäumen. Noahs Taube, die auf Kundschaft ausgeflogen war, meldete dem kleinen Engel, dass es bis zu dem Haus, in dem das Christkind wohnte, nur noch fünf Hügel weit sei. Bis zum Abend wären sie dort. Sie hatte das Haus schon gesehen. Es war nicht zu verfehlen, denn direkt über seinem Dachfirst stand der große Stern am Himmel. Er war so hell, dass man ihn auch am Tag sehen konnte. Weiterlesen

Die Maus

img856Die kleine Maus

Von nun an ritt der kleine Engel schnurstracks dem großen Stern entgegen, der über dem Haus stand, in dem das Christkind wohnte.

Deshalb ritt er fast immer nachts, weil die Sterne von der Erde aus nachts besser zu sehen sind. Weiterlesen

Der Elefant

eDer kleine Engel, der Esel und Noahs Taube wanderten weiter. Es waren nur noch sechs Tage bis Weihnachten. Sie mussten sich beeilen. Der heilige Petrus hatte die Adresse des Christkinds auf einen Zettel geschrieben. Den Zettel hatte er Hatschi gegeben und der hatte ihn in die Hosentasche gesteckt. Um sicher zu sein, dass sie sich auf dem richtigen Weg befanden, wollte er auf den Zettel schauen. Doch da stellte er fest, dass er ihn verloren hatte.

»Um Himmels willen! Was mach ich jetzt bloß?«, rief er erschrocken. Doch der Esel und Noahs Taube wussten es auch nicht. Weiterlesen

Der König von Opalistan

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Der Himmel war blau und der kleine Engel fröhlich.

Der König von Rubinistan hatte ihm die Trillerpfeife geschenkt und so trillerte er vor sich hin. So laut trillerte er, dass sich Noahs Taube manchmal mit den Flügeln die Ohren zuhielt. Sie hatte ein empfindliches Gehör. Der Esel trabte mit gespitzten Ohren. Es war warm und ringsum blühten die schönsten Kakteen.

Sie näherten sich dem Land des Königs von Opalistan. Weiterlesen

Der Zottelhund

12. DezDer Zottelhund

Der kleine Engel ritt weiter und weiter und weiter.

Einmal übernachtete er in einem alten Köhlerhäuschen mitten im Wald. Er hatte es sich gemütlich gemacht. Im Herd flackerte ein Feuer, der Esel stand in der Ecke und fraß das Heu, das der Köhler im Sommer eingebracht hatte, und Hatschi kaute an einem alten Stück Brot, das in der Tischschublade liegen geblieben war. Weiterlesen

Die Gänseliesl

Die Gänseliesl PDF
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Am Rande des nächsten Dorfes traf Hatschi ein Mädchen inmitten einer Herde schnatternder Gänse.
»Das ist die Gänseliesl«, flüsterte ihm der Esel ins Ohr.
Das Mädchen weinte.
»Warum weinst du?«, fragte der kleine Engel.
»Weil das Christkind in zwei Wochen Geburtstag hat«, schluchzte das Mädchen.
»Aber das ist doch kein Grund zum Weinen. Es soll ein fröhliches Fest werden. Alle Menschen versuchen sich gegenseitig Freude zu bereiten. Alle sind lieb zueinander.«
»Das ist es ja gerade«, sagte das Mädchen. Weiterlesen

Die Babuschka

Die Babuschka

Der kleine Engel musste niesen.

»Hatschi!«, nieste er und dann gleich noch einmal: »Hatschi!« Jedes Mal puffte er den Esel ins Kreuz und der kleine Hase zuckte zusammen vor Schreck. »Du hast aber einen bösen Schnupfen«, mümmelte er. Weiterlesen

Sankt Nikolaus in Not

Skt Nikolaus

Sankt Nikolaus in Not PDF

Es war ein Abend von flaumweicher Stille und lilienreicher Friedsamkeit. Und wären die flimmernden Sterne herniedergesunken, um als Heilige in goldenen Messgewändern durch die Straßen zu wandeln – niemand hätte sich gewundert.

Es war ein Abend, wie geschaffen für Wunder und Mirakel. Aber keiner sah die begnadete Schönheit des alten Städtchens unter dem mondbeschienenen Schnee. Die Menschen schliefen. Weiterlesen

Weihnachten in aller Welt – Polen

Heute ist die letzte Chorprobe vor dem Weihnachtsfest. Als Roman und Agnes vor den anderen Kindern die Kirche verlassen, ist es dunkel und es schneit ein wenig. Nachdem sie ein Stück gelaufen sind, sagt Agnes zu ihrem Bruder: „Warte mal, ich muss mir das Schuhband zubinden.“

Roman bleibt stehen. Er schaut um sich und fragt: „Was ist das?“ Weiterlesen

Der Esel

Der Esel PDF

img825Auf dem Weg zur Erde flog der kleine Engel zuerst durch die Wolken. Am Anfang war es noch warm und hell, doch dann wurde es immer kälter und dunkler.

»Hei!«, posaunte der Wind. »Tanz Walzer mit mir!«

Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern packte und wirbelte ihn umher wie ein welkes Herbstblatt. Hatschi wurde es schwindelig. Weiterlesen

Adventskalender: Jeden Tag eine neue Geschichte!

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♥ ♥ ♥  ADVENTSKALENDER   ♥ ♥ ♥

Vom 1. Dezember bis zum 24. begleiten wir den kleinen Engel Hatschi, dem eine besondere Aufgabe erteilt wurde.
Jeden Tag eine neue Geschichte!
Gleich get es los… am 30. November!

HIER

„Von wegen Trompete üben und dabei Halleluja singen! Der kleine Engel Hatschi spielt viel lieber Fußball – bis Petrus ein Machtwort spricht: In 24 Tagen feiert das Christkind Geburtstag und es wird allerhöchste Zeit, die Einladungen zum großen Fest zu verteilen! Also fliegt Hatschi auf die Erde und lädt alle ein, die er trifft: Den Hirtenjungen und den Zauberer Simsalabim, die geschwätzige Babuschka und den dummen August, ja sogar die Konige von Opalistan und Rubistan! Am Heiligen Abend kommen alle zum Christkind, um Weihnachten zu feiern.“

Sigrid Heuck: Frohe Weihnachten, liebes Christkind!

Das Kornwunder (Geschichten vom heiligen Nikolaus)

1

Der Platz rund um den Ziehbrunnen war einmal der fröhlichste Platz in Myra gewesen. Hier trafen sich die Frauen. Sie trugen große, bauchige Krüge auf dem Kopf und redeten und lachten miteinander. Ihre Kinder spielten auf den Steinstufen des Brunnens oder jagten hinter den Tauben her. Manchmal ritt ein Händler vorbei, der seine beladenen Esel am Seil führte. Laut gackernd stob das Hühnervolk davon, wenn ihm einer der Esel zu nahe kam. Nikolaus liebte dieses Durcheinander.
Aber Myra, die schöne Stadt, hatte sich verändert und mit ihr der Platz am Brunnen. Denn die Menschen warteten verzweifelt auf den Regen. Viele Wochen, sogar Monate, warteten sie bereits. Immer wieder schauten sie zum Himmel empor, dessen Blau fast durchsichtig war und von einem Ende der Welt zum anderen reichte. Unbarmherzig brannte die Sonne aus der wolkenlosen Höhe herunter. Weiterlesen

Der Zauberer Simsalabim

13. Dezember

Der Zauberer Simsalabim

»Heute ist schon der Dreizehnte«, sagte der kleine Engel zu sich selbst. Er war hungrig und müde. Nicht einmal zum Fußballspielen hatte er Lust, obwohl das doch seine liebste Beschäftigung gewesen war. Auch die dummen Witze des Esels ließen ihn kalt. Wenn er durch eine Stadt kam, versuchte er erst gar nicht mehr die Menschen einzuladen. Sie würden ihm doch nicht zuhören. Das hatte er inzwischen gemerkt.

Aber als er vom Auftritt des Zauberers Simsalabim hörte, beschloss er hinzugehen.

Leider durfte der Esel nicht mit in den Saal. Hatschi band ihn draußen an und witschte hinein, ohne zu bezahlen, denn das konnte er nicht. Als alle Sitze besetzt waren, klingelte es dreimal und der Auftritt begann.

Zuerst wurde es dunkel. Der Vorhang teilte sich und mit einem Donnerschlag erschien ein Mann auf der Bühne. Er stand mitten in einer Dampfwolke, war graubärtig, hatte einen Sternenmantel an und eine spitze Mütze auf dem Kopf.

»Ich, Simsalabim, bin der größte Zauberer der Welt!«, rief er. Hatschi erschien er wirklich riesengroß. Größer als der heilige Petrus, und der war schon über zwei Meter.

Aber so hatte es der Zauberer nicht gemeint. Er hatte damit nur andeuten wollen, dass er unübertroffen in seiner Zauberkunst war.

Zuerst legte er sich ein Tuch über die linke Faust, sagte: »Simsalabim, simsalabam!«, und nahm es wieder weg. Da hielt er einen Hasen in der Hand. Wenn Hatschi nicht genau gewusst hätte, dass das Häschen, das ihm über den Weg gelaufen war, bei der Babuschka lebte, hätte er geglaubt, es sei dasselbe.

Als Nächstes zauberte der Zauberer eine weiße Taube. »Simsalabim, simsalabum!«, rief er. Da kroch die Taube aus seinem Ärmel. Er warf sie in die Luft und ließ sie fliegen.

»Das ist Noahs Taube«, erklärte er dem Publikum. »Sie war die Erste, die Noah die Nachricht von der Beendigung der Sintflut überbrachte. Seither ist sie unsterblich.«

Die Taube flatterte auf den Kronleuchter in der Mitte des Saales.

»Und jetzt brauche ich jemand, der furchtlos ist und gerne mitspielt!«

Lange meldete sich niemand. Doch dann fasste sich der kleine Engel ein Herz. Er trat vor und kletterte auf die Bühne.

»Ich werde vor Ihren Augen einen Menschen verschwinden lassen!«, rief der Zauberer.

»Ich bin kein Mensch. Ich bin ein Engel«, flüsterte Hatschi. Aber das hörte niemand.

»Wohin würdest du gern reisen, Junge?«

Ohne lange zu überlegen, rief der kleine Engel: »Ins Königreich Rubinistan.« Weil er immer schon gerne mal einen echten König aus der Nähe betrachtet hätte.

»Nicht schlecht, nicht schlecht«, murmelte der Zauberer. »Das ist ziemlich weit und deshalb muss ich dir jemand mitgeben, der auf dich aufpasst.« Er sah sich um und sein Blick fiel auf die Taube im Kronleuchter. »Wärst du mit Noahs Taube einverstanden?«

»Natürlich!«,  rief Hatschi.  »Doch ich hab noch einen Wunsch.«

»Und der wäre?«

»Der Esel, der draußen vor der Türe angebunden ist, muss auch mit.«

»Gut, gut«, sagte der Zauberer.

Der Esel wurde in den Saal geholt und Hatschi musste sich mit ihm auf einen Teppich stellen. Nachdem sich die Taube zwischen die Ohren des Esels gesetzt hatte, fragte der Zauberer: »Hast du noch etwas zu sagen?«

Da fiel dem kleinen Engel seine Einladung ein und er sagte schnell sein Sprüchlein auf.

»Vielen Dank.« Der Zauberer freute sich sehr. »Ich besuche gern Geburtstagsfeste. Dann zaubere ich den Gästen etwas vor.«

Ein Trommelwirbel kündigte die große Sensation an. Es wurde noch ein bisschen dunkler auf der Bühne. Im Saal war es mucksmäuschenstill.

»Akrakadabra! Simsalabim, bam, bum!«, rief der Zauberer und schwang seinen Zauberstab über dem kleinen Engel, der Taube und dem Esel. Und schon waren alle drei verschwunden.

Sie flogen auf dem Teppich durch die Luft, schneller als der schnellste Vogel. So schnell hätte Hatschi mit seinen Flügelchen nie fliegen können. Der Teppich rauschte über die Wolken dahin und der kleine Engel sah weit hinten am Himmel seine Freunde Fußball spielen.

»Tor!«, schrie gerade einer. »Tor! Tor!« Da hüpfte Hatschi auf dem Teppich auf und ab, weil es seine Mannschaft war, die ein Tor geschossen hatte.

Sie landeten erst, als sie das Königreich Rubinistan erreicht hatten. Da kletterte der kleine Engel wieder auf den Rücken des Esels und die Taube flatterte vor ihm her, um ihm den Weg zum Königsschloss zu zeigen.

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Das Rotkehlchen

rotkehlchenDas Rotkehlchen

Es schneite wieder.

Der kleine Engel und der Esel waren weit herumgekommen. Sie waren im Norden gewesen und im Süden, im Osten und im Westen. Hatschi hatte jeden, der ihm begegnet war und der mit ihm gesprochen hatte, eingeladen. Weiterlesen

Der blaue Junge

der blaue junge

Weit draußen hinter den Sternen ist alles ganz anders als hier. Und noch weiter draußen ist alles noch ganz anders als dort, wo alles ganz anders ist als hier.
Aber wenn man ganz weit fliegen würde, ganz weit, ganz fern, dorthin, wo alles ganz anders ist als überall, dort wäre es vielleicht dann wieder fast genauso wie hier.
In dieser fernen Gegend ist vielleicht ein Planet, so groß wie unsere Erde, und auf diesem Planeten leben vielleicht Leute, die fast genauso aussehen wie wir, nur dass sie blau sind und ihre Ohren zuklappen können, wenn sie nichts hören wollen. Weiterlesen

Noas Taube

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Noahs Taube

Das Königsschloss von Rubinistan lag hinter dem nächsten Berg.

»Wollen wir über ihn drüber oder um ihn herum?«, fragte Noahs Taube den kleinen Engel. Für sie war das einfach. Sie konnte fliegen. Hatschi hätte es auch gekonnt, aber seine Flügelchen steckten unter dem Kittel. Nur der Esel hatte keine Möglichkeit, sich in die Luft zu erheben. Doch weil sie alle zusammenbleiben wollten, entschieden sie sich dafür, den Berg zu umgehen. Weiterlesen

Der König von Türkistan

img848Der König von Türkistan

Der kleine Engel, Noahs Taube und der Esel näherten sich dem Palast des Königs von Türkistan. Da sprengte auf einmal ein Trupp bis an die Zähne bewaffneter Reiter aus dem Gestrüpp.

»Halt!«, schrie der Anführer. »Keinen Schritt weiter. Ihr kommt aus Rubinistan, und jeder, der von da kommt, wird von uns verhaftet!« Weiterlesen

Du kannst es doch

Immer, wenn Tina in der Schule etwas vorlesen sollte, bekam sie es mit der Angst. Dabei hatte sie diesmal zu Hause wirklich geübt. Ihre Mutter hatte gesagt: „Du musst üben, Kind!“ Und da hatte Tina sich hingesetzt und die ganze Geschichte gelesen, erst leise, dann laut: „Eine Stadtmaus ging spazieren und kam zu einer Feldmaus. Die legte ihr zu essen vor, was sie nur konnte…“ Weiterlesen

Der Leierkastenmann

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Allmählich wurde es Zeit für den kleinen Engel. Bis Weihnachten waren es nur noch zwei Tage und der große Stern zeigte ihm, dass er noch ein gutes Stück Weg vor sich hatte. Die Puppe hatte ihn ziemlich lange aufgehalten. Er musste sich beeilen. Doch der Esel trottete seinen Eselstrab. Hatschi konnte ihn antreiben, so viel er wollte, er ging nicht schneller. Weiterlesen

Der Kasperl

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Dezember Der Kasperl

Am nächsten Tag erreichte Hatschi eine kleine Stadt. In den Straßen drängten sich die Menschen, denn der Christkindlmarkt wurde gerade eröffnet.

»Soll ich die alle einladen?«, fragte er den Esel.

»Wenn du deinen Auftrag so ausführst, wie es der heilige Petrus dir befohlen hat, dann musst du es wohl.« Weiterlesen

Das Geschenk fürs Christkind

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Das Geschenk fürs Christkind A4

Miriam wusste, was sie wollte. Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass sie größer wäre und nicht erst vier.
Malakai, ihr großer Bruder, der war wichtig, richtig wichtig — rund ums Gasthaus in Betlehem. Der durfte Dinge tun, von denen Miriam nur träumen konnte. Sie dagegen hörte immerzu die Worte: »Miriam, lass es, dafür bist du noch zu klein!«
Sie sah die vielen Leute. Seit Wochen kamen sie nach Betlehem, um sich einzutragen, in die Bücherrollen, denn alle — ALLE — wurden sie gezählt. Weiterlesen

Kinder brauchen Märchen – B. Bettelheim

Kinder brauchen Märchen
Das Märchen und das existentiale Dilemma
Das Märchen, eine einzigartige Kunstform
Die Kraft der Verzauberung
Stellvertretende Befriedigung versus bewußte Erkenntnis
Gestalten und Ereignisse der Phantasie
Verwandlungen

Der König von Rubinistan

img846Der König von Rubinistan

Das Königsschloss von Rubinistan gehörte zu den schönsten Schlössern der Welt. Es war weiß und seine Dächer waren mit Rubinen belegt. Auf den Kuppelspitzen waren kleine Monde befestigt und auf dem höchsten Turm ein Vogel.

»Der König von Rubinistan ist ein lieber und sehr kluger König«, turtelte Noahs Taube. Weiterlesen

Märchen und Kinder

 

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Märchen sind älter als die Literatur   [Pdf – Datei ]

Märchen sind älter als die Literatur, kein Dichter hat sie erfunden. Erzählungen, Erlebtes, eigene Wunschvorstellungen und Träume aus dem tiefen Unterbewusstsein wurden seit Jahren zusammengetragen, phantasievoll ausgeschmückt und von Mund zu Mund überliefert. So entstanden auf der ganzen Welt verschiedene Märchen, die zu einem Teil der Volkspoesie, oft sogar des nationalen Kulturguts wurden. Weiterlesen

Die Feier der Osternacht

Markus geht mit seinen Eltern am Samstagabend vor Ostern in die Kirche. Das ist etwas ganz Besonderes, denn die Feier der Osternacht beginnt erst dann, wenn es ganz dunkel ist.
Vor der Kirche wird das Osterfeuer angezündet. Viele Leute stehen da und sehen zu, wie das Feuer brennt. Sie sind ganz still.
Jetzt tritt der Pfarrer aus der Kirche. Er trägt eine dicke Kerze in der Hand. Weiterlesen

Mich freut nichts mehr…  und was freut dich? – Theaterstück

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Mich freut nichts mehr – Lene Mayer-Skumanz PDF

1. Szene

(In der Küche. Geschirrklappern. Vergnügte Mutter, die summt oder pfeift, Türe, Schritte)
JAKOB: Mutti, da bin ich schon. Und einen Hunger hab ich!
MUTTER: Fein, Jakob. Ich bin grad beim Schmalzbrotstreichen.
JAKOB: Die Kathi ist auch heraufgekommen. Sie hat auch Hunger. Ich hab ihr nämlich gesagt, dass du frisches Grammelschmalz gekauft hast.
MUTTER: Ja, wo steckst du denn, Kathi? Herein mit dir!
KATHI: Grüß Gott, Frau Mitterhöfer!
MUTTER: Servus, Kathi, komm nur, setzt euch. Tee mit Orangensaft?
KATHI: Bitte!
JAKOB: Wart, Kathi, ich schenk dir ein. (Geschirr)
KATHI: Nicht schlecht, so ein Grammelschmalzbrot. Weiterlesen

Die Sonne scheint immer

Eine ganze Woche ist es herrlich warm gewesen. Sieben Tage lang. Jeden Morgen, wenn Jakob und Lena aufwachten, stand die Sonne leuchtend hell zwischen dem neuen Hochhaus und der Kirche.

Aber heute ist alles anders. Heute ist der Himmel grau. Weiterlesen

Der Stern mit dem Schweif

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SLIDESHARE

Der kleine Bär und das Weihnachtsgeheimnis A4

Am Abend liegt der kleine Bär in seinem warmen Bett und kann nicht einschlafen.

„Wann ist denn endlich Weihnachten?“, fragt er Mutter Bär.

„Du musst noch ein bisschen Geduld haben, mein kleiner Bär. Ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen.“

Es war einmal ein kleiner Bär, so einer wie du. Der entdeckte eines Nachts über seiner Höhle am Himmel einen hellen Stern mit einem langen Schweif. Weiterlesen

Ein Geschenk vom Nikolaus – Slideshare

Ein Geschenk vom Nikolaus – A4

Es schneit… und schneit, bis hohe Schneeberge die Häuser zudecken. Im Dorf ist es weiß, kalt und still.

Der Krämer kann seine Ware nicht verkaufen, die Bäckersfrau kein Brot. Großvater Gregor möchte seine Ziegen füttern, doch der Weg zum Stall ist verschneit. Und weil es keine Post auszutragen gibt, schreibt sich der Briefträger selbst einen Brief. In jedem Haus warten Kinder auf den Nikolaus.

Anne und Mich hauchen Gucklöcher in die Eisblumen am Fenster. (…) Weiter lesen

 

 

Der kleine Engel

Der kleine Engel PDF

img823Es war einmal ein kleiner Engel. Wie alle kleinen Engel hatte er Pausbacken, eine Stupsnase, lockige Haare und ziemlich kleine Flügelchen. Am liebsten spielte er Fußball auf den Wolken, doch weil es dort ziemlich feucht war, hatte er dauernd Schnupfen.

»So geht das nicht weiter mit dir«, sagte der heilige Petrus eines Tages. »Immer nur Fußball spielen ist keine Beschäftigung für kleine Engel. In dreiundzwanzig Tagen hat das Christkind Geburtstag, deshalb fliegst du jetzt gleich auf die Erde und lädst dazu ein!«

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Die Schule der Armen

Die Schule der Armen PDF

Die Familien eines armen westafrikanischen Dorfes können auf den Dollar pro Tag, den ihre Kinder verdienen, nicht verzichten. Darum steht der Lehrer vor leeren Bänken, während seine Schüler Turnschuhe und Fußbälle fertigen. Er ist zunächst der Einzige, der gegen Armut und Ungerechtigkeit aufbegehrt. Doch sein Einsatz bleibt nicht ohne Erfolg: Bald kommen wieder ein paar Kinder zum Unterricht. Bildung füllt zwar im Moment keine hungrigen Mägen, aber sie birgt die einzige Chance für eine bessere Zukunft! Er erzählt ihnen die wahre Geschichte des kleinen pakistanischen Teppichknüpfers Iqbal Masih, der seinen Kampf gegen die Kindersklavenhalter mit dem Leben bezahlte. Die Schüler hören aufmerksam zu. Dann beginnen sie, das Alphabet zu lernen. Tahar Ben Jelloun hat eine poetische kleine Erzählung für Kinder geschrieben: über den Teufelskreis von Armut, Ausbeutung und Analphabetentum, über Unfreiheit und krassen Materialismus – und über die Chance, die in der Bildung liegt.

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Lachgesichter in der Griesgramstraße

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Seit kurzem wohnt Peter in der Griesgramstraße. Natürlich heißt diese Straße anders, aber Peter hat ihr diesen Namen gegeben, weil die Leute alle so griesgrämig dreinblicken. Selbst die Kinder sind abweisend und feindselig, und Peter traut sich nicht sie anzusprechen. So ist er nachmittags immer alleine und langweilt sich. Und das Heimweh, das tut dann natürlich besonders weh. Weiterlesen

Die Gaukler

gDieses Mal kamen sie in eine große Stadt. Wenn der Esel und Noahs Taube nicht gewesen wären, hätte sich der kleine Engel ganz verloren gefühlt. Es gab viele breite Prachtstraßen und ab und zu große Plätze, enge Gassen gab es, Geschäftsstraßen und einen Park mit vielen Bäumen. Die Auslagen in den Geschäften waren wunderbar geschmückt, denn in fünf Tagen war Weihnachten, und Weihnachten war der Geburtstag des Christkinds. Viele Leute bastelten und kauften Geschenke, backten Weihnachtsplätzchen und schmückten Tannenbäume. Deshalb hatten sie für niemanden Zeit. Nicht für den Bettler an der Ecke, nicht für die Straßenmusikanten, nicht für den kleinen Engel, den Esel oder Noahs Taube. Und sie hatten auch keine Zeit für drei arme Gaukler, die sich ihr Geld auf der Straße verdienten, indem sie die Fußgänger mit kleinen Kunststücken unterhielten. Weiterlesen

Der Ochse

9. DezemberDer Ochse

Durch den tiefen Schnee zu stapfen fiel dem Esel oft sehr schwer. Manchmal stieg der kleine Engel ab, damit er es leichter hatte. Um sie herum war alles weiß, feucht und watteweich. Das erinnerte ihn an seine Wolkenheimat. Er hätte so gern mal wieder mit seinen Freunden Fußball gespielt. Bei dem Gedanken daran bekam er Heimweh. Weiterlesen

Mia von nebenan

Auf den ersten Blick ist Mia ein ganz normales Mädchen. Sie wohnt in einem Kölner Vorort, geht regelmäßig zur Schule und führt nachmittags den Hund aus. Was keiner weiß: Mias Eltern sind drogenabhängig und kümmern sich nur sporadisch um sie. Es ist Mia, die den Müll wegbringt, den Abwasch macht und aufpasst, dass ihre Mutter etwas zum Frühstück bekommt. Eines Tages hat sie davon genug. Wer kümmert sich eigentlich um sie? Mit der Kraft der Verzweiflung versucht sie, eine andere Bleibe zu organisieren – bei der Oma, einem Mitschüler, der großen Schwester (…)

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Mia von nebenan – 2 von 4

Mia von nebenan – 3 von 4

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Malins Weihnachtsgeschenk

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Malin hatte ein Geheimnis. Aber das erzählte sie niemandem.Die Schule war in einem kleinen roten Haus. In diese Schule ging Malin. Sie war neun Jahre alt. Am zweiten Juli hatte sie Geburtstag. Mitten im Sommer.

Ja, eine Weile hatte sie sogar zwei Geheimnisse. Das eine hätte sie fast Johan erzählt. Das war, als das erste Schuljahr vorbei war. Alle in der Klasse hatten ihre Sonntagskleider an. Die Lehrerin trug ein Kleid mit Blumen drauf. In einer Vase steckte ein großer Strauß Flieder. Der duftete durch das ganze Schulzimmer. Weiterlesen

Der dumme August

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Der dumme August

Es war nicht leicht für den kleinen Engel, Abend für Abend für sich und den Esel eine Unterkunft zu finden. Manchmal suchte er sich einen Baum oder eine Höhle zum Schlafen. Einmal fand er eine alte Feldscheune, die glücklicherweise unverschlossen war. Er wühlte sich ins tiefe Heu und schlief gleich ein, während der Esel sich neben ihm satt fraß.

In dieser Nacht wurde es sehr kalt. Die Äste krachten vor Frost und die kleinen Vögel drängten sich dicht aneinander und plusterten ihr Gefieder auf, um sich gegenseitig zu wärmen. Weiterlesen

Der Punkt: Kunst kann jeder

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Der Punkt Kunst kann jeder – Pdf

Der Kunstunterricht war vorbei, aber Ina saß wie festgeklebt auf ihrem Stuhl.

Ihr Zeichenblatt war leer.

Inas Lehrerin beugte sich über das leere Blatt Papier.

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»Oh! Ein Eisbär im Schneesturm«, sagte sie.

»Sehr witzig!«, sagte Ina. »Ich kann einfach nicht malen!«

Ihre Lehrerin lächelte. Weiterlesen

Der heilige Nikolaus

img831 - CópiaDer heilige Nikolaus

»Heute ist der sechste Dezember«, sagte der kleine Engel. Sie durchquerten gerade einen großen Wald. »Der heilige Nikolaus muss geweckt werden. Die Kinder warten auf ihn.«

»I-ja!«, antwortete der Esel. Mehr hatte er nicht zu sagen. Er war ein Morgenmuffel.

»Aber erst müssen wir ihn finden«, fuhr Hatschi fort. »Wer weiß schon, wo er wohnt?« Weiterlesen

Küssen ist doof

Küssen ist doof

Es ist Wochenende, und beim Frühstück machen es sich Tim und Papa richtig gemütlich. Mit Tischdecke, Kakao, Brötchen, Marmelade, Wurst und Käse! Weil Wochenende ist, darf Tim so viel Schokocreme essen, wie er will.
»Lecker«, sagt er glücklich.
»Morgen kommt Tante Ulla«, erzählt Papa.
»Oh nein!«, ruft Tim und lässt sein Brötchen fallen. »Ich verstecke mich, damit sie mich nicht findet.« Weiterlesen

Der angekettete Elefant

Als ich ein kleiner Junge war, war ich vollkommen vom Zirkus fasziniert, und am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem hat es mir der Elefant angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier vieler Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte das riesige Tier sein ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Größe und seine Kraft zur Schau. Nach der Vorstellung aber und auch der Zeit bis kurz vor seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuß an einem kleinen Pflock angekettet. Der Pflock war allerdings nicht weiter als ein winziges Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde steckte. Und obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich außer Zweifel, dass ein Tier, dass die Kraft hatte, einen Baum mitsamt der Wurzel auszureißen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen Pflock befreien und fliehen konnte. Dieses Rätsel beschäftigt mich bis heute.

Was hält ihn zurück? Warum Weiterlesen

Alptraum – Gudrun Pausewang

Alptraum

So was hab ich kürzlich geträumt: Ich war im Ausland. Es muss ein afrikanisches Land gewesen sein, denn die Leute dort waren Schwarze. Wir waren die einzigen Weißen, wo immer wir uns auch aufhielten.
So ein Traum wäre nichts Besonderes. Nicht wert, erwähnt zu werden. Ich hab schon oft geträumt, ganz allein zwischen Eskimos, Indianern oder Chinesen zu sein. Anregende Träume. Oft sogar aufregende Träume, schön abenteuerlich.
Aber dieser Traum zwischen den Schwarzen war ganz anders. Ein Angsttraum! Denn wir – meine Eltern, mein Bruder Michael und ich – waren dort nicht als Touristen, sondern als Asylbewerber! Weiterlesen

Hans und der Fußball

Am Nachmittag spielt Hans mit dem Fußball. Die Mutter arbeitet, der Vater arbeitet, und Hans kann alles tun, was er will. Fast alles. Gewisse Dinge sind verboten. Fußball spielen zum Beispiel.
»Du wirst doch einsehen, Hans«, sagte die Mutter erst vorgestern, »dass du zwar mit dem Ball spielen darfst, aber nicht überall und nicht jederzeit. Das verstehst du sicher. Das geht einfach nicht. Hab‘ ich Recht, Vater?«
Wenn die Mutter Hans etwas verbietet, holt sie sich immer Rückendeckung beim Vater.
Hab‘ ich Recht, Vater? Hans weiß, dass der Vater immer zur Mutter hält, und dass die Mutter immer derselben Ansicht ist wie der Vater. Sie halten gegen ihn zusammen, bilden eine hohe Mauer, die fast alles abwehrt, was für Hans lebenswichtig ist. Gegen sie hat er keine Chance. Weiterlesen

Die Geschichte von dem Kind und Schmidts Pflaumen

fruit-2733768_960_720Einmal hat ein Kind im Garten gespielt.

Es hat ganz allein gespielt, denn seine Mutter hat gerade an diesem Tag sehr viel zu tun gehabt. Sie hat nur manchmal aus dem Fenster nach dem Kind gesehen und sich gefreut, weil das Kind so schön gespielt hat.

Da sind Oma Schmidt und Opa Schmidt von nebenan in ihren Garten gekommen. Oma Schmidt hat zwei Körbe gehabt, und Opa Schmidt hat eine lange Leiter getragen. Sie sind zu dem großen Pflaumenbaum in ihrem Garten gegangen. Weiterlesen

Solche Häuser und andere Häuser – will­kom­men hei­ßen

Eva, Usch und Daniel gehen die Straße entlang und klingeln an den Häusern.

„Guten Tag”, sagen sie zu Herrn Max. „Dürfen wir reinkommen?”

„Was? Ihr? Jetzt?”, ruft Herr Max und schlägt die Tür zu „Unverschämtheit! In meinem Haus will ich meine Ruhe haben!”

Eva, Usch und Daniel klingeln bei Frau Eise. „Dürfen wir reinkommen?”, fragen sie. Weiterlesen

Die Neinsagerin

»Hallo«, ruft Leonie und zieht ihre rote Jacke aus. Sie ist gerade aus dem Kindergarten gekommen. Dann erzählt sie immer, was sie erlebt und gespielt hat. »Stell dir mal vor, Mama«, sagt Leonie und macht es sich auf dem grünen Sofa bequem, »wir haben eine Neue im Kindergarten.« Leonies Mama stellt Bananen und Mandarinen auf den Couchtisch. »Wie heißt sie denn?«, fragt sie und flicht Leonie den Zopf neu. »Jette, sie hat mit ihren Eltern für ein Jahr in Island gelebt«, erzählt Leonie.

»Das ist ja interessant«, sagt Mama. Der Zopf ist fertig.

»Die hatten da keinen Kindergarten. Kannst du dir das vorstellen?«, meint Leonie. »Jette hat immer alleine gespielt, weil die anderen Kinder ganz weit weg gewohnt haben.« »Das muss sie ja jetzt nicht mehr«, meint ihre Mama. Weiterlesen

Jakob redet mit dem Vater

„Vati“, sagt Jakob, „unser Religionslehrer sagt, dass alle Menschen Kinder Gottes sind.“
„Da hat er recht, dein Religionslehrer“, sagt der Vater.
„Aber“, sagt Jakob, „wenn du ein Kind Gottes bist und ich ein Kind Gottes bin, dann sind wir beide doch Brüder?“
„So betrachtet“, sagt der Vater, „sind wir Brüder.“
„Aber als Brüder“, sagt Jakob, „sind wir da nicht gleich viel wert?“
„Natürlich sind wir gleich viel wert“, sagt der Vater. Weiterlesen

A Shelter in Our Car

A Shelter in Our Car

Police cars are coming closer! The sirens hurt my ears and the lights blind my eyes. I jump up, really, really frightened.
“Shhh, Zettie, lie down,” Mama says. “We don’t want to be noticed.”
We sink between the clothes on the back seat of the car. “Mama, it’s creepy sleeping in our car,” I whisper.
“I know,” she says. “Things happen in the city. Police cars are always on some kind of chase.”
She holds me close until the sirens stop.
When all is quiet, Mama drives down Chandler Avenue and parks in front of a courtyard apartment house. Its garden is filled with flowers – bougainvilleas, roses, hibiscus – in the streetlight, their colors as bright as the flowers in the yard we left behind in Port Antonio. Mama and I love parking in this spot.
For weeks, a For Rent sign has hung in one of the windows. We asked about it last week, but the owner told us he’d only rent to someone with a steady job. And he wants the first and last months’ rent, which Mama doesn’t have. Weiterlesen

The Cats in Krasinski Square

The Cats in Krasinski Square

The cats come from the cracks in the Wall, the dark corners, the openings in the rubble.
They know I can offer only a gentle hand, a tender voice.
They have no choice but to come.
They belonged once to someone.
They slept on sofa cushions and ate from crystal dishes.
They purred, furrowing the chests, nuzzling the chins of their beloveds.
Now they have no one to kiss their velvet heads. I whisper, “I have no food to spare.”
The cats don’t care.
I can keep my fistful of bread, my watery soup, my potato, so much more than my friend Michal gets behind the Wall of the Ghetto.
The cats don’t need me feeding them.
They get by nicely on mice. Weiterlesen

Der Indianerkönig – der 4. Heilige König

Viele Menschen, große und kleine, kennen die Geschichte der Heiligen Drei Könige. Was aber von dem Indianerhäuptling Silbermond erzählt wird, das ist weit weniger bekannt.
Silbermond lebte am Rand eines Berglandes im weiten Amerika. Eines Nachts sah er am Himmel einen weißen Stern. Der zog einen Schweif aus Goldstaub hinter sich her. Silbermond kannte den Sternenhimmel gut, doch so etwas hatte er nie zuvor gesehen. Er rief sein Volk zusammen und sagte: »Ein neuer Stern ist aufgegangen. Ich bin sicher, es ist der Stern eines großen Königs. Ich will mich aufmachen und dem neuen König huldigen.« Er nahm viele Geschenke mit. Drei Lamas bekamen Krüge mit Wasser und Öl und Honig auf den Rücken geladen. Auch Maisbrot und Trockenfleisch trugen sie und ein Armband aus kostbarer Jade, einen Beutel mit Goldkörnern und einen bunt gewebten, warmen Umhang. Weiterlesen

Christkindlmarkt – Jutta Treiber

Christkindlmarkt

Jutta Treiber

Wie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit besuchten wir den Christkindlmarkt auf dem Hauptplatz. Dieses Jahr war er sehr schön gestaltet. Das behaupteten zumindest mein Vater und meine Mutter. Es gab einen großen Christbaum, es gab eine Krippe mit lebensgroßen Figuren und in dem Stall liefen echte Schafe und Ziegen hemm. Meine Mutter war davon hellauf begeistert. Mein Vater war von den Ständen mit Punsch und Glühwein offensichtlich mehr angetan. Ich fühlte mich ein wenig fehl am Platz. Für den Krippen-Kinderkram zu groß, für Punsch und Glühwein ganz offensichtlich zu klein. Irgendwie werden zehnjährige Jungen an einem Christkindlmarkt nicht sehr gut bedient.

Ich stellte mich zuerst in die Punsch- und Glühweinabteilung, aber die Männer, die dort standen, schienen schon etwas besäuselt zu sein und ihre Gespräche waren eher eine Aneinanderreihung von Urlauten als eine intelligente Unterhaltung, also wandte ich mich dann doch der Mutter-Kinderkram-Krippenabteilung zu und beobachtete die Schafe, ebenfalls Urlaute ausstießen. Weiterlesen

4. Dez. – Barbaras Starke Blüten

Barbaras Starke Blüten

Barbara Veit

Als Barbara am 4. Dezember aufwachte, war es ein Tag wie jeder andere. Papa war schon zur Arbeit gegangen, Mama sagte, dass sie sich beeilen musste… schon wieder zu spät dran! Dann war Mama auch weg und Barbara steckte das Pausenbrot in ihre Schultasche, zog langsam ihre Jacke an, zog sie wieder aus und setzte sich an den Frühstückstisch. Sie war müde, denn letzte Nacht hatte sie viel zu lange unter der Bettdecke gelesen. Mit der Taschenlampe, damit niemand was merkte!

Eigentlich hatte sie keine Lust, in die Schule zu gehen. Aber sie musste! Weiterlesen

4. Dez. – Barbara und die Bergleute

Barbara und die Bergleute

Willi Fährmann

Der alte Antonius Faller hatte damals damit angefangen, den Schacht in die Erde zu treiben und die Kohlen zu fördern. Er nannte seine Grube »Fröhliche Morgensonne«. Später sind seine Söhne August und Andreas und noch ein paar andere junge Männer aus der Fallerfamilie mit ihm eingefahren. Sie haben gute Kohlenflöze gefunden und viel von dem schwarzen Gold ans Tageslicht gebracht. Der Antonius Faller kannte sich gut aus da unten im Schacht und brachte seinen Söhnen und den anderen Männern alles bei, was ein Bergmann können muss. Er war ein starker Mann und konnte einen eisernen Nagel mit der bloßen Hand krumm biegen.

Aber schließlich ist er alt geworden. Die schwere Arbeit und die ständige Feuchtigkeit da unten vor der Kohle, die haben ihm den Rücken krumm gezogen und das Atmen schwer gemacht. Seine Söhne haben ihm eines Tages die Hacke aus der Hand genommen und gesagt: »Vater, du hast genug gearbeitet. Bleib zu Hause und mache dich nicht kaputt.« Weiterlesen

6. Dez. – Ein Geschenk vom Nikolaus

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Ein Geschenk vom Nikolaus PDF

Ein Geschenk vom Nikolaus

Es schneit… und schneit, bis hohe Schneeberge die Häuser zudecken. Im Dorf ist es weiß, kalt und still.

Der Krämer kann seine Ware nicht verkaufen, die Bäckersfrau kein Brot. Großvater Gregor möchte seine Ziegen füttern, doch der Weg zum Stall ist verschneit. Und weil es keine Post auszutragen gibt, schreibt sich der Briefträger selbst einen Brief. In jedem Haus warten Kinder auf den Nikolaus. Weiterlesen

Das Häschen

Das Häschen

Der kleine Engel ritt durch die Berge.

Er hatte seine Flügel unter seiner Jacke versteckt, weil er nicht gleich erkannt werden wollte.

Er ritt durch tiefe Schluchten, über felsige Hänge und Pässe. Bald kamen sie in ein fruchtbares Land. Äcker und Wiesen gab es da, Wälder und Seen. Weiterlesen

Der Hirtenjunge

3. Dez Der Hirtenjunge

Der Hirtenjunge PDF

Die Welt war dunkel, denn es wurde Nacht.
Der kleine Engel zitterte vor Kälte. Er war sehr froh, dass der Esel bei ihm war. Sonst hätte er sich vielleicht gefürchtet.
»Wohin reiten wir?«, fragte er.
»Wenn es dunkel wird, zünden die Hirten ihre Lagerfeuer an. Dort ist es warm und gemütlich.«
Hatschi wunderte sich. Bisher hatte er geglaubt, dass es Feuer nur in der Hölle gäbe.
Es dauerte nicht lange, da tauchte in der Ferne ein winziges Licht auf. Es wurde größer und größer, bewegte sich und flackerte. Neben dem Lagerfeuer hockte ein Hirtenjunge und spielte Flöte.
»Guten Abend«, begrüßte der kleine Engel ihn freundlich. Weiterlesen

6. Dez. – Die Legende von Nikolaus und Jonas mit der Taube

Schon viele Monate brannte die Sonne Tag für Tag auf die Erde. Das Gras färbte sich braun und raschelte dürr im Wind. Auf den Feldern verdorrte das Korn. Selbst an den großen Bäumen begann das Laub zu welken. Keine Wolke zeigte sich am Himmel. Es wollte und wollte nicht regnen. Die Wasserstellen waren längst ausgetrocknet. Nur die tiefsten Brunnen spendeten noch Wasser. Die Frauen schöpften daraus. In Krügen trugen sie das kostbare Wasser auf ihren Köpfen heim. Die Tiere fanden nicht ein grünes Kraut. Auch die Menschen litten Hunger. Über das ganze Land verbreitete sich eine Hungersnot.

In der Stadt Myra waren die Vorratskammern längst leer. Selbst für viel Geld gab es keinen Bissen mehr zu kaufen. Die Kinder weinten und schrien nach Brot. Doch die Mütter konnten ihnen nicht einmal eine harte Kruste geben. Weiterlesen

Die Geschichte vom beschenkten Nikolaus

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Die Geschichte vom beschenkten Nikolaus

Alfons Schweiggert

Einmal kam der heilige Nikolaus am 6. Dezember zum kleinen Klaus. Er fragte ihn: »Bist du im letzten Jahr auch brav gewesen?« Klaus antwortete: »Ja, fast immer.« Der Nikolaus fragte: »Kannst du mir auch ein schönes Gedicht aufsagen?« – »Ja«, sagte Klaus:

»Lieber, guter Nikolaus,
du bist jetzt bei mir zu Haus,
bitte leer die Taschen aus,
dann lass ich dich wieder raus.«

Der Nikolaus sagte: »Das hast du schön gemacht.« Weiterlesen

Indigam Toruai – Der große Fisch – Geschichte aus Papua-Neuguinea

Indigam Toruai – Der große Fisch

Eine Geschichte aus Papua-Neuguinea

Seit Tagen hatte es nicht geregnet. Das Wasser war klar, der Fluss stand niedrig; es konnte keine bessere Zeit zum Fischen geben.

Die Jungen von Kamberap legten ihre Fischpfeile zurecht.

»Vergebliche Mühe«, sagten die Männer. »Ihr werdet nichts fangen; sogar die Reiher wissen, dass der Yilil keine Fische mehr gibt.«

»Wir wollen Flussabwärts gehen«, sagten die Jungen. »Bis zur Mündung des Troali.« Weiterlesen

Oma lebt weiter – Max Bolliger

„Erkennst du sie?“ fragt der Vater.

Judith betrachtet ein Kind nach dem andern.

„Das muss Oma sein, da, in der zweiten Reihe.“

„Ja“, sagt die Mutter. „Das ist Oma. Das Mädchen mit den beiden dicken Haarzöpfen, auf die sie als Kind so stolz war.“

„Wie alt ist dieses Klassenfoto?“ fragt Judith. Weiterlesen

Die Heilige Nacht – Selma Lagerlöf

Die Heilige Nacht – Selma Lagerlöf

Selma Lagerlöf

Als ich fünf Jahre alt war, hatte ich einen großen Kummer. Ich weiß kaum, ob ich seitdem einen größeren gehabt habe. Das war, als meine Großmutter starb. Bis dahin hatte sie jeden Tag auf dem Ecksofa in ihrer Stube gesessen und Märchen erzählt. Ich weiß es nicht anders, als dass Großmutter dasaß und erzählte, vom Morgen bis zum Abend, und wir Kinder saßen still neben ihr und hörten zu. Das war ein herrliches Leben. Es gab keine Kinder, denen es so gut ging wie uns.

Ich erinnere mich nicht an sehr viel von meiner Großmutter. Ich erinnere mich, dass sie schönes, kreideweißes Haar hatte und dass sie sehr gebückt ging und dass sie immer dasaß und an einem Strumpf strickte. Weiterlesen

Opa ist woanders – Evelyne Stein-Fischer

»Komm«, sagt die Mama, »wir fahren den Opa besuchen«. Aber es ist nicht wie sonst.

Herbert braucht keinen Fußball mitzunehmen, weil der Opa nicht mit ihm spielen wird. Er braucht auch nicht seinen Pyjama einzupacken, weil er nicht bei ihm übernachten wird. Herbert braucht nur seine Gedanken mitzunehmen, alle, die er hat, wenn er an den Opa denkt. Weiterlesen

Fremder Mann – Waltraud Zehner

Fremder Mann 

Waltraud Zehner

Einmal im Monat kommt mein Vater,
holt mich ab, wir gehen in den Zoo.
Er kauft mir Schoko und Cola und Tierfutter
und denkt, ich bin froh.
Bei den Affen bleiben wir lange stehn.
Mein Vater schaut auf die Uhr:
Wir sollten jetzt weitergehn.
Im Gasthaus krieg ich wie immer Pizza und Eis.
Wie geht‘s in der Schule, fragt er,
hier hast du zehn Mark für Fleiß.
Einen Sonntag im Monat hat mein Vater Zeit,
einen ganzen Tag lang sind wir zu zweit,
manchmal kommt er mir vor wie ein fremder Mann,
und ich trau mich nicht zu sagen,
dass ich die Mathe nicht kann.
 

Hans-Joachim Gelberg (Hrsg.): Die Erde ist mein Haus – Jahrbuch der Kinderliteratur.
Weinheim: Beltz&Gelberg 1988

Liebe heißt L’Amour – ein Weihnachtsgeschenk

Liebe heißt L‘ Amour

Sabine Ludwig

Niklas drückt seine Nase an die Schaufensterscheibe. Von Puderzuckerschnee berieselt stehen da unzählige Flaschen und Fläschchen: schlanke hohe, bauchig-dicke mit goldschimmernder Flüssigkeit gefüllt. Parfüm. Tausend Sorten, mindestens. Aber nicht jedes riecht gut. Omas Parfüm hat einen scharfen, stechenden Geruch wie die Seife auf dem Zahnarztklo. Und Frau Mohn, die Lehrerin, riecht immer ganz süß nach Kirschkaugummi. Und Mama? Mama riecht einfach nach Mama, nur manchmal, wenn sie abends weggeht – »einmal in hundert Jahren« -, dann riecht sie nach L’Amour. Das heißt Liebe und ist ein ganz besonderer Duft. Niklas betritt den Laden, der ist rappelvoll mit Menschen, die in letzter Minute noch ein Weihnachtsgeschenk kaufen wollen.

»Geben Sie mir irgendwas für hundert Mark und packen Sie’s hübsch ein«, hört Niklas einen dicken Mann sagen. Und eine Frau im Pelzmantel schubst ihn unsanft beiseite: »Einmal die Antifalten-Creme mit der Dreifachwirkung!«

Niklas zupft eine der hübschen Verkäuferinnen an ihrem rosa Kittel.

»Was möchtest du denn, mein Kleiner?«

»Eine Flasche L’Amour!« Weiterlesen

Peter, der winzige Stern – Max Bolliger

Peter wohnte an der Milchstraße. Peter war ein winziger Stern.

An der Milchstraße wohnten auch andere Sterne. Aber sie waren groß und kümmerten sich nicht um den winzigen Stern.

«Sie sehen mich überhaupt nicht», sagte er. «Sie brauchen mich nicht. Ich bin viel zu klein.» Weiterlesen

Martinus, mein Bruder (St. Martin)

Das Ziel vor Augen, schüttelte Ambros die Müdigkeit ab und beschleunigte seine Schritte. In die Grauschleier des nasskalten Novembertages zeichnete sich der Kirchturm von Candes wie ein dunkler Schatten. Gerade als die Glocke anschlug, eilte Ambros durch das südliche Tor. Die Stadt lag wie erstickt unter den niedrig hängenden Wolken. Kein Mensch zeigte sich. Die Straße führte auf den Marktplatz. Das graublaue Basaltpflaster glänzte vor Nässe. Gestutzte Platanen säumten den Platz. Sie hatten die letzten Blätter längst abgeworfen und die knorrigen Zweige überwölbten wie bizarre Sparren eines Daches die Gehsteige. Fenster und Türen rundum waren geschlossen. Nur das Portal der großen Kirche stand weit offen. Weiterlesen

Der kleine Bruder – Afrika

Der kleine Bruder

Ein Märchen der Kaffern

Ein Knabe wohnte bei seiner großen Schwester. Wenn sie die Kühe melken gingen, schlug sie ihn mit dem Stock, mit dem sie die Kälber von den Kühen jagte. Wenn er Milch bekam, so war es nur ein kleiner Schluck, der mit Wasser verdünnt wurde, und nachts musste er draußen in der Asche schlafen.

Da sagte eines Tages der Bulle zu ihm: »Komm zu mir, wenn du die Kälber hütest. Ich werde dir zu essen geben.« Und als der Knabe die Kälber hütete, ging er zum Bullen. Der hieß ihn, in einen seiner Hufe hineinzukriechen. Er kroch hinein und fand Nahrung und einen Topf. Damit kam er wieder heraus, kochte sich das Essen, aß und reinigte den Topf, den er dann wieder in den Huf des Bullen brachte. Dann trieb er die Kälber zusammen und ging nach Hause. Weiterlesen

Klingt meine Linde – Astrid Lindgren

Vor langer Zeit, in den Tagen der Armut, da gab es noch Armenhäuser im ganzen Land, in jedem Kirchspiel eins. Dort wohnten die Ärmsten der Armen, die Alten und Gebrechlichen, die nicht mehr arbeiten konnten, die Hungerleider und Kranken und Bresthaften, die närrischen Tröpfe und die Waisenkinder, die niemand in Pflege nehmen wollte. Sie alle brachte man zur Statte der Seufzer, die das Spittel war.

Auch im Kirchspiel Norka gab es eins, und dorthin kam Malin, als sie acht Jahre alt war. Weiterlesen