Die Kunde von Bethlehem
Die Tür war keine richtige Tür: sie war lose aus Brettern zusammengenagelt und eine Drahtschlaufe, die über einen Nagel gezogen war, hielt sie am Pfosten fest. Der Mann blieb stehen und wartete: „Es ist doch eine Schande“, dachte er, „daß eine Frau hier ihr Kind kriegen muß.“ Er nahm die Drahtschlaufe vorsichtig vom Nagel, stieß die Tür auf und erschrak: Er sah das Kind im Stroh liegen, die sehr junge Mutter hockte daneben, lächelte das Kind an – aber hinten an der Wand stand einer, den der Mann nicht richtig anzusehen wagte: das mußte einer von denen sein, die die Hirten für Engel gehalten hatten. Der dort an der Wand lehnte, hatte einen mausgrauen Kittel an und hielt in beiden Händen Blumen: schlanke gelbliche Lilien waren es. Der Mann spürte die Furcht in sich aufkommen und dachte: „Vielleicht stimmen doch die tollen Dinge, die die Hirten in der Stadt erzählt haben.“ Die junge Frau blickte jetzt auf, sah ihn freundlich und fragend an, und der Mann fragte leise: „Wohnt hier der Tischler?“ Die junge Frau schüttelte den Kopf: „Tischler ist er nicht, er ist Zimmermann.“
„Das macht ja nichts“, sagte der Mann, „eine Tür wird er ja reparieren können, wenn er Werkzeug mithat.“
„Er hat Werkzeug mit“, sagte Maria, „und Türen reparieren kann er. Das hat er in Nazareth auch gemacht.“
Sie waren also wirklich aus Nazareth. Weiterlesen →
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