Der Elefant

eDer kleine Engel, der Esel und Noahs Taube wanderten weiter. Es waren nur noch sechs Tage bis Weihnachten. Sie mussten sich beeilen. Der heilige Petrus hatte die Adresse des Christkinds auf einen Zettel geschrieben. Den Zettel hatte er Hatschi gegeben und der hatte ihn in die Hosentasche gesteckt. Um sicher zu sein, dass sie sich auf dem richtigen Weg befanden, wollte er auf den Zettel schauen. Doch da stellte er fest, dass er ihn verloren hatte.

»Um Himmels willen! Was mach ich jetzt bloß?«, rief er erschrocken. Doch der Esel und Noahs Taube wussten es auch nicht.

Da legte sich der kleine Engel erst einmal unter einen Busch und ruhte sich aus.

Gleich schlief er ein.

Er träumte vom Himmel und vom Fußballspielen auf den Wolken, vom Christkind träumte er, vom heiligen Nikolaus und von den drei Königen aus dem Morgenland.

Auf einmal wachte er auf, weil ihn etwas an der Nase zupfte. Als er es wegwischen wollte, berührte er einen schlangenartigen Körper. Wie von einer Biene gestochen fuhr er in die Höhe. Über ihm pendelte ein langer grauer Rüssel.

Es war ein Elefant.

»Verzeihung, ich wollte dich nicht wecken«, trompetete er so laut, dass sich der kleine Engel die Ohren zuhielt.

»Du liebe Zeit«, rief Hatschi. »Hast du mich aber erschreckt!«

»Ich bin dir nachgelaufen«, fuhr der Elefant fort. »Weil ich mich bei dir bedanken wollte.«

»Für was denn?« Der kleine Engel gähnte schlaftrunken.

»Du hast mir das Leben gerettet, als der König von Opalistan den Speer nach mir werfen wollte. Du warst mein Schutzengel.«

»Ach so, du bist das«, sagte Hatschi. Er war mächtig stolz, dass ein so riesiges Tier wie der Elefant ihn als seinen Schutzengel ansah.

Schutzengel sind fast immer erwachsene Engel. Sie brauchen große Flügel, unter denen sie Menschen und Tiere behüten können. So kleine Engel wie er mussten noch viel lernen, bevor sie zum Schutzengel befördert wurden.

»Ja«, bestätigte der Elefant. »Ich bin das.«

»Gut, dass ich dich treffe«, sagte Hatschi.

»Warum gut?«, fragte der Elefant.

»Weil ich mich verlaufen habe. Und außerdem hab‘ ich auch noch die Adresse des Christkinds verloren. In sechs Tagen hat es Geburtstag. Da muss ich dort sein.«

»Jetzt hast du mich«, trompetete der Elefant. »Mir fällt immer etwas ein. Wir Elefanten sind berühmt für unsere Klugheit.«

Ohne weitere Worte packte er Hatschi mit dem Rüssel und hob ihn auf seinen Rücken. Noahs Taube flog hinterher. Der Esel konnte selbst laufen.

So zog die kleine Karawane über das Land. Gazellen hüpften über ihren Weg. In den Büschen lagerten Löwen, und die lang-halsigen Giraffen holten sich ihr Mittagessen direkt von den Bäumen. Die Sonne brannte, und Hatschis Stupsnase wurde ganz rot. Manchmal spiegelte ihnen eine Fata Morgana einen See vor, aber es war kein richtiger See. Es war nur heiße Luft.

Bald sahen sie von fern eine wunderschöne Stadt.

»Weiter kann ich dich nicht bringen«, sagte der Elefant. »Sonst fangen mich die Menschen und aus ist es mit der Freiheit.«

Aber in dieser Nacht blieben sie noch zusammen.

Und als der kleine Engel so auf dem Boden lag und in den Himmel starrte, entdeckte er auf einmal einen großen Stern. Da erinnerte er sich daran, dass der König von Rubinistan ihm erklärt hatte, ein Stern habe ihn und die beiden anderen Könige nach Bethlehem geführt, wo sie das Christkind in einem Stall fanden.

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»Der Stern zeigt uns den Weg«, sagte Hatschi. »Er bringt uns an die richtige Adresse.«

»Jambo!«,sagte er am nächsten Morgen zu dem Elefanten und das hieß in diesem Land sowohl »Guten Tag« als auch »Auf Wiedersehen«.

»Du kommst doch zu dem Geburtstagsfest?«

»Jambo!«, trompetete der Elefant. »Selbstverständlich, und dann trompete ich euch allen etwas vor.«

Hatschi kletterte wieder auf den Rücken des Esels, Noahs Taube setzte sich ihm auf die Schulter, und während sie,auf die Stadt zuritten, blieb der Elefant zurück.

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