Ich habe fast keine Angst, Mama! (ein Arztbesuch)

Ich habe fast keine Angst, Mama!

„Heute müssen wir zum Arzt“, sagt Mama.

Lisa mag den Arzt. Sie kennt ihn gut.

Aber sie fürchtet sich vor einer Spritze.

*

Lisa spielt Ärztin.

Ihre Stofftiere sitzen im Wartezimmer.

Der Teddy hat den Arm gebrochen. Die Katze hat die Pfote verletzt. Die Puppe Anna soll eine Spritze bekommen.

Lisa macht die Tür auf.

„Der nächste, bitte!“ sagt sie. Die Puppe Anna ist die nächste.

Lisa guckt der Puppe in den Mund.

„Weit aufmachen“, sagt Lisa, „und aaaa sagen!“

Lisa zieht Anna den Pullover aus. Sie horcht die Puppe ab.

„Tief ein- und ausatmen“, sagt sie. „So ist es gut.“

Nun muss Anna sich hinlegen. Lisa drückt ihr fest auf den Bauch.

„Tut das weh?“ fragt sie.

„Ich muss dich noch impfen, damit du nicht krank wirst.“

Lisa gibt der Puppe eine Spritze.

„Brav“, sagt sie, „du hast gar nicht geweint.“

Anna bekommt ein Stück Traubenzucker als Belohnung.

Der Teddy ist der nächste. Er jammert und weint.

„Du brauchst einen Gipsverband“, sagt Lisa und wickelt den Arm fest ein.

„Gleich ist es wieder gut.“

Lisa will dem Teddy noch in den Mund gucken.

Aber er macht den Mund nicht auf.

„Ist nicht so wichtig“, sagt Lisa.

Sie horcht ihn ab, dann darf er gehen.

Die Katze hat sich eine Pfote eingeklemmt.

Die Pfote blutet. Die Katze miaut.

Lisa holt ein großes Pflaster und klebt es auf die Pfote. Dann ist die Katze fertig.

Lisa bringt sie hinaus.

„Der nächste, bitte!“ Ruft sie.

Da sitzt Mama im Wartezimmer.

„Ich habe mir den Finger geschnitten“, sagt sie.

Mama bekommt einen dicken Verband um den Finger.

„Ich brauche auch eine Spritze“, sagt sie.

Lisa gibt ihr die Spritze.

„Au“, sagt Mama, „das hat gepikst.“

Am nächsten Tag gehen Mama und Lisa zum Arzt.

„Ich habe fast keine Angst, Mama“ sagt Lisa.

 

Jutta Modler; Franz Hoffmann: Ich habe fast keine Angst, Mama!
Wien: Herder Verlag, 1993

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