D Wienachts-Esel

Vor zweituusig Jahr händ z Bethlehem zwee chliini Esel gläbt, en bruunen und en graue.

Si händ eme Müller ghöört, und dem sini Chnächt händ ene de ganz Tag kei Rueh glaa.

Vom Morge früeh bis zabig spaat händs müese Seck voll Chorn und Mähl vo eim Ort zum andere schleike.

Wänns emal staablibe sind, zum e Bluemen aaluege oder über e Wulchen am Himmel obe stuune, hät mes mit Stäcke ghaue und wiitertribe.

Wie gern hetteds die beede chliinen Esel eso guet gha, wie d Chatz und de Hund und d Hüener, wo nüüt anders ztue gha händ, als Müüs fange, d Müli bewache und Eier legge.

Herrjee, händs gjammeret, Gott, de Schöpfer, häts schlächt gmeint mit den Esle. Eus hät er dezue bestimmt, dass mer numen immer müend Laschte träägen und de Mäntsche diene.

Aber emal amene Tag, ganz früeh am Morge, sind e paar Hirte verbiichoo und händ verzellt, was si Znacht erläbt händ.

Imene Stall i de Nöchi vo Bethlehem seig es Chind gebore, in ere Chrippe, arm und bloss. Ängel hebed gsunge und sogar drei König seiged vomene Stern gfüert worde und heiged de Wäg zuenem gfunde.

«Es isch Chrischtus, euse Retter», händ d Hirte gseit, «en neue König, won au di Hilfloose von irne Laschte tuet befreie.»

Die beede chliinen Esel händ gloset.

En König, won au di Hilfloose von irne Laschte tuet befreie, das isch au euse König, händs tänkt.

Und ohni dass es die gwunderige Chnächt gmerkt händ, sinds uuf und devo, zum en go sueche.

D Fuessspuure vo de Hirten und de Schaaf händ ene de Wäg zeiget.

Aber wos äntli zu dem Stall cho sind, isch dee leer gsii.

En chalte Wind hät dur d Spält blaase, und vom Wunder vo dere Nacht isch gar nüüt meh übrig blibe als en vertramplete Bode, e Tüelen im Stroh und no en letschte Huuch vo Weihrauch und Myrrhe, won i de Luft bhange bliben isch.

Si händ ja nöd chöne wüsse, dass es au en Esel gsii isch, wo, vom Joseph gfüert, ohni muule und mit gschnälle Schritt, d Maria mit em Chind devotreit und vor em Herodes sine Soldate grettet hät.

I dem Augeblick isch nämli de Müller mit em Stock drtherzwättere cho.

«So, da findi äntli das Lumpegsindel, marsch, ad Arbet», hät er gheepet.

Und die beede chliinen Esel händ nüüt anders chöne mache als folge.

Si sind id Müli zrugg und händ wie vorher schweri Seck von eim Ort zum andere gschleikt.

«Was d Hirte verzellt händ, isch Luug und Truug», hät de chlii bruun Esel gseit und hät gsüüfzget under sinere Lascht.

«Ich blaube dra», hät de chlii grau Esel gseit und hät ufs mal gspüürt, wie sini Lascht liechter worden isch.

«Und d Seck uf dim Rugge? Wo bliibt jetz dee König, won au di Hilfloose von irne Laschte befreit?» hät de bruun gfröget.

«Er nimmt mer die Lascht nöd ab», hät de grau gseit, «aber er git mer d Chraft zum si träge. Chumm, gib mer dini Seck nu au no.»

De Müller und sini Chnächt händ sich gwunderet über die beede chliinen Esel.

«Was isch ä loos mit ene?» hät de Müller gseit.

Jedesmal, wänn er sin Stock hät wele lupfe zum driischlaa, isch er eso schwer worden i sinere Hand, dass er en hät an Bode la flüge. Und wänn die beede chliinen Esel emal staablibe sind, zum e Bluemen aaluegen oder über e Wulche stuune, isch em nüüt anders übrig blibe, als si la mache oder si mahne mit guete Wort.

Dänn hät de chlii grau Esel gnickt mit em Chopf.

De chlii bruun aber hät gstuunet. Jetz hät er au a säb Wunder glaubt im Stall, au wänn ers nöd mit eignen Auge gseh hät.

Max Bolliger: S Risefäscht.
Aarau, At Verlag, 1990

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