Die wundersame Reise [ Gedicht ]

Die wundersame Reise

Zauberhafter Schnee,
Da kommst du gestoben,
Als ich am Fenster steh’.
Ich blicke nach oben
Zu dem Weiß in den Bäumen,
Und ich komme ins Träumen.

Wundersame Fee,
Du schickst deine Flocken.
Ich glaube, ich versteh’ –
Sie sollen mich locken,
In ein Märchen entführen
Und mein Herz kindlich rühren.

Und als ich versinke in ihr Wirbeln und Fliegen,
Mit dem Blick ich verfolge, wie im Wind sie sich wiegen,
Da ist mir, als würde mein Haus sich erheben
Und vom Winde getragen gen Himmel schweben.
Das kann doch nicht sein, oder fliegen wir fort?
An einen andren, verzauberten Ort?

Doch da ruft ein Junge, ich schaue nach unten
Und sehe die Lichter der Straße, die bunten.
Und auf unsrer Höhe wie Nebelgespenster
Seh’ ich im Schneesturm erleuchtete Fenster.
Mein Haus scheint zu schwanken, dann halten wir inne.
Es war nur ein Traum, eine Täuschung der Sinne.

Aber, ach herrje!
Was ist nur geschehen?
Die Landschaft, die ich seh’
Hab’ ich nie gesehen.
Und ich frage mich leise:
War ich doch auf der Reise?

Susanne Nöding

U. Richter; B. Mürmann (Hrsg.): Weihnachtsgeschichten am Kamin. 22.
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag 2007

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